Kategorie:Wie geht?

Erweiterung des Brutraums – Wann und wie?

Mit den ersten warmen Tagen im Frühjahr beginnt für unsere Bienenvölker die Zeit der Ausdehnung – Brut, Nektareintrag und Volksstärke nehmen rasant zu. Für uns Imkerinnen und Imker bedeutet das: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, den Brutraum zu erweitern. Doch wann genau? Und wie macht man es richtig?

In diesem Beitrag findest du Best Practices zur Erweiterung des Brutraums, Hinweise zu unterschiedlichen Beutensystemen sowie typische Fehler, die du vermeiden solltest.


🕰️ Der richtige Zeitpunkt

Der Brutraum sollte rechtzeitig erweitert werden – also bevor die Bienen beginnen zu „drücken“. Typisches Anzeichen: Die Wabengassen sind vollständig besetzt, teils schon mit Wildbau zwischen den Rähmchen.

Faustregel:

Sobald 6 bis 7 Wabengassen im Brutraum durchgehend besetzt sind, ist es Zeit zu erweitern.

Zu spätes Erweitern kann zu Schwärmen oder zur Verengung der Brutfläche führen – beides unerwünscht.


🧰 Erweiterung – aber wie?

Je nach Beutentyp gibt es unterschiedliche Strategien:

ChatGPT-Image-Apr-12-2025-01_04_32-PM-1024x683 Erweiterung des Brutraums – Wann und wie?

🔹 Zander & Deutsch-Normalmaß (DNM) – zweizargige Systeme

  • Erweiterung durch zweite Brutraumzarge von oben.
  • In die Mitte der oberen Zarge kommen 1–2 ausgebaute Waben, der Rest mit Mittelwänden.
  • Alternativ: Waben aus dem unteren Brutraum nach oben hängen (Brutnest-Auflockerung).
  • Achte auf gute Durchgängigkeit der Bienen zwischen den Zargen!

🔹 Dadant US / modifiziert

  • Brutraum bleibt eine große Zarge.
  • Erweiterung erfolgt durch Hinzufügen von Rähmchen mit Mittelwänden (seitlich des Brutnests).
  • Wichtig: Brutnest nicht auseinanderreißen – nur am Rand erweitern!
  • Bei starker Tracht ggf. Honigraum aufsetzen, um Bautrieb zu lenken.

🔹 Top-Bar Hive / Warre

  • Erweiterung erfolgt durch Aufsetzen oder Untersetzen weiterer Boxen.
  • Hier ist ein guter Blick auf das Brutverhalten entscheidend – zu viel Raum kann ebenso nachteilig sein.

Beste Vorgehen

  1. Regelmäßige Kontrolle: Alle 7–9 Tage durchsehen – um Entwicklung und Bautrieb im Blick zu behalten.
  2. Mittelwände gezielt setzen: Nicht mitten ins Brutnest, sondern seitlich davon (außer bei Zander: ggf. oben mittig).
  3. Jungvölker schonend erweitern: Hier lieber langsam erweitern – Überforderung vermeiden.
  4. Drohnenrahmen setzen: Im Zuge der Erweiterung kann auch ein Drohnenrahmen eingesetzt werden – zur Varroakontrolle.
  5. Starke Völker zuerst erweitern: Schwache Völker nicht überfordern.

⚠️ Typische Fehler – und wie du sie vermeidest

FehlerWarum problematisch?Besser so:
Zu spätes ErweiternSchwarmstimmung, Platzmangel, VerbauFrühzeitig beobachten & handeln
Brutnest auseinanderreißenBrutpflege wird gestört, Auskühlung möglichErweiterung am Rand setzen
Nur Mittelwände gebenWird bei Schwarmstimmung oft ignoriertKombination aus Mittelwänden & ausgebauten Waben
Auf falsche Wetterlage erweiternBei Kälte kein Bautrieb, Mittelwände bleiben leerAuf stabile Temperaturen >12–14°C achten

📸 Fazit

Eine gut geplante Erweiterung des Brutraums ist der Schlüssel zu einem gesunden, leistungsfähigen Bienenvolk. Sie hilft nicht nur dabei, Schwärme zu vermeiden, sondern legt auch den Grundstein für eine erfolgreiche Honigernte.

Die Kunst der Wachsgewinnung: So stellst du hochwertiges Bienenwachs her

Bienenwachs ist eines der faszinierendsten und wertvollsten Naturprodukte, das Imker aus ihren Bienenvölkern gewinnen können. Es dient nicht nur als Baumaterial für die Waben, sondern findet auch in zahlreichen Bereichen Anwendung, von der Kerzenherstellung bis hin zur Kosmetik und Lebensmittelverarbeitung. In diesem Blogbeitrag erfährst du alles über die richtige Wachsgewinnung, die dafür notwendigen Materialien und den optimalen Schmelz- und Reinigungsprozess.

1. Woher stammt das Bienenwachs?

Bienen produzieren Wachs in ihren Wachsdrüsen, die sich am Hinterleib der Arbeiterinnen befinden.

image <strong>Die Kunst der Wachsgewinnung: So stellst du hochwertiges Bienenwachs her</strong>

Das Wachs tritt als kleine weiße Plättchen aus und wird von den Bienen zum Bau der sechseckigen Waben genutzt. Mit zunehmendem Gebrauch nimmt das Wachs eine gelbliche bis braune Färbung an, da es mit Pollen, Propolis und anderen Stoffen in Kontakt kommt. Das gewonnene Wachs kann für verschiedene Zwecke aufbereitet werden.

2. Materialien für die Wachsgewinnung

Bevor es ans Schmelzen geht, benötigst du die richtigen Materialien:

  • Entdeckelungswachs und alte Waben: Das beste Wachs stammt aus dem Entdeckelungsprozess bei der Honigernte. Alte, dunkle Brutwaben sollten nur begrenzt genutzt werden.
  • Wachsschmelzer: Je nach Methode kommen Sonnenwachsschmelzer, Dampfwachsschmelzer oder Wasserbad-Schmelzer zum Einsatz.1
  • Filtermaterial: Baumwolltücher oder Feinsiebe helfen, Verunreinigungen zu entfernen.
  • Auffanggefäß: Eine hitzebeständige Form zum Sammeln des geschmolzenen Wachses.
  • Reinigungsmittel: Essig oder Zitronensäure zur Entfernung von Reststoffen.

3. Methoden der Wachsschmelzung

Es gibt mehrere Methoden, um Wachs aus den Waben zu extrahieren. Hier sind die wichtigsten Verfahren:

Sonnenwachsschmelzer

Ein Sonnenwachsschmelzer nutzt die Energie der Sonne, um das Wachs langsam zu schmelzen. Dabei werden die Waben oder Wachsreste in eine Metallwanne gelegt und mit einer Glasabdeckung versehen. Die Sonne erhitzt das Innere, wodurch das Wachs flüssig wird und durch ein Sieb in ein Auffanggefäß tropft.

  • Vorteile: Umweltfreundlich, kostengünstig
  • Nachteile: Funktioniert nur bei starker Sonneneinstrahlung, dauert länger

Dampfwachsschmelzer

Hierbei wird Wasserdampf genutzt, um das Wachs aus den Waben zu lösen. Die Waben kommen in einen Edelstahlbehälter mit einem Dampfgenerator, der heißen Dampf erzeugt. Das heiße Wachs tropft nach unten und wird in einem Gefäß gesammelt.

  • Vorteile: Schnelle und effiziente Methode, hohe Wachsqualität
  • Nachteile: Benötigt zusätzliche Ausrüstung

Wasserbad-Schmelzung

Diese Methode ist besonders für kleinere Mengen geeignet. Das Wachs wird in einem Topf mit Wasser erhitzt. Beim Schmelzen schwimmt das Wachs an die Oberfläche, während schwerere Verunreinigungen absinken.

  • Vorteile: Einfache und günstige Methode
  • Nachteile: Benötigt anschließend eine aufwendigere Reinigung

4. Nachbearbeitung und Reinigung

Damit das gewonnene Wachs von höchster Qualität ist, sind einige Schritte zur Reinigung notwendig.

Erstfiltrierung

Nach dem Schmelzen sollte das heiße Wachs durch ein feines Sieb oder ein Baumwolltuch gegossen werden, um grobe Verunreinigungen zu entfernen.

image-1 <strong>Die Kunst der Wachsgewinnung: So stellst du hochwertiges Bienenwachs her</strong>

Klärung durch erneutes Erhitzen

Das gefilterte Wachs wird erneut in einem Wasserbad erhitzt und einige Stunden stehen und langsam abkühlen gelassen. Dabei setzen sich letzte Rückstände am Boden ab.

Endfiltrierung

Ein letzter Filterprozess durch engmaschige Stoffe wie Nylon oder spezielle Wachsfilter sorgt für absolute Reinheit.

Barren oder Platten gießen

Das gereinigte Wachs wird in Silikonformen oder Edelstahlschalen gegossen und aushärten gelassen. So lässt es sich optimal lagern und weiterverarbeiten.

5. Verwendung von Bienenwachs

Nach der Reinigung kann das Bienenwachs für verschiedene Zwecke genutzt werden:

  • Mittelwände für neue Rähmchen in der Imkerei
  • Kerzenherstellung
  • Bienenwachstücher als nachhaltige Verpackungsalternative
  • Kosmetik (z. B. Lippenbalsam, Cremes)
  • Holz- und Lederpflege

Fazit

Die Wachsgewinnung ist ein spannender Prozess, der nicht nur hochwertige Naturprodukte hervorbringt, sondern auch nachhaltig zur Kreislaufwirtschaft in der Imkerei beiträgt. Mit der richtigen Technik und den passenden Materialien kannst du reines Bienenwachs herstellen und vielseitig nutzen. Ob für neue Mittelwände, Kerzen oder Kosmetik – selbst gewonnenes Wachs ist immer etwas Besonderes!